Nicole Razavi MdL

Gesundheit - Der Mensch steht im Mittelpunkt

Eine gute medizinische und pflegerische Versorgung ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Dies ist aktuell, wo wir alle unter den Folgen einer Pandemie leiden, uns allen ganz besonders deutlich geworden. Corona hat Gesundheit in den Mittelpunkt gerückt, bei Gesunden wie bei „Risikogruppen“ und selbstverständlich bei den Kranken. Unser wichtigstes politisches Ziel derzeit ist es, dass wir gesund bleiben und dass Erkrankte bestmöglich versorgt werden.

Das Gesundheitswesen in Baden-Württemberg und in Deutschland ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Aber nichts ist perfekt und die Anforderungen ändern sich ständig – nicht erst seit Covid-19. In unserer Gesellschaft leben mehr ältere Menschen, die durchschnittliche Lebenserwartung steigt, die Wissenschaft arbeitet beständig an immer neuen Behandlungsmethoden. All dies kostet viel Geld und zwingt auch die Politik zu Veränderungen und Anpassungen.

In meiner politischen Arbeit lasse ich mich dabei von der Überzeugung leiten, dass das Wohl der Menschen im Mittelpunkt stehen muss. Ich möchte, dass jeder genau die medizinische und pflegerische Unterstützung erhält, die er in seiner konkreten Situation benötigt. Dies gilt insbesondere im ländlichen Raum, wo wir schon jetzt mehr Hausärzte brauchen. Hier haben wir bereits wesentliche Schritte unternommen.

In ländlichen Gebieten muss es genügend Ärzte geben

Im ländlichen Raum fehlen Hausärzte, auch bei uns im Landkreis Göppingen, während einzelne Großstädte überversorgt sind. Wir wollen als CDU dem lokalen Ärztemangel aktiv entgegentreten, denn auch die Menschen im Dorf haben ein Recht auf eine gute ärztliche Versorgung. Deshalb haben wir die Zahl der Medizinstudienplätze erhöht und das neue Neigungsprofil „Ländliche Hausarztmedizin“ geschaffen. Mit der Landarztquote und Anreizen in der medizinischen Ausbildung wollen wir erreichen, dass sich mehr Absolventen in den schlechter versorgten Gebieten niederlassen.

Wohnortnahe Krankenhausversorgung – Helfenstein Klinik stabilisieren

Ein großer finanzieller Schwerpunkt besteht in der Modernisierung unserer Krankenhäuser. Dies ist eine Daueraufgabe. Noch nie stand für Investitionen in den Krankenhäusern so viel Geld zur Verfügung wie in dieser Legislaturperiode.

Baden-Württemberg investiert von 2016 bis 2021 fast 3 Milliarden Euro in die Förderung unserer Krankenhäuser und damit pro Krankenhausbett mehr als jedes andere Bundesland. Die besondere Verantwortung für die Krankenhausversorgung auch auf dem Land drückt sich vor allem in der Entwicklung der Investitionskostenförderung aus. Sie ist von knapp 337 Mio. Euro im Jahr 2010 auf jeweils 511 Mio. Euro (jeweils zuzüglich 60 Mio. Euro aus dem Krankenhausstrukturfonds) in den Jahren 2020 und 2021 gestiegen. Bedarfsgerechte stationäre Versorgung, das heißt für mich ganz wesentlich: Gut erreichbar und wohnortnah. Im ländlichen Raum kann man eben nicht „mal schnell“ eine U-Bahn oder den Bus nehmen, um ins Krankenhaus zu fahren. Eine dezentrale Krankenhausstruktur kann sich gerade mitten in der Corona-Pandemie als Stärke erweisen. Geislingen und das Obere Filstal dürfen in der medizinischen Versorgung nicht abgehängt werden. Ich halte die Entscheidung zur Schließung der Helfenstein Klinik für falsch. Es muss jetzt alles dafür getan werden, dass Patientinnen und Patienten aus Geislingen und dem Oberen Filstal genau so zuverlässig und gut wie bisher versorgt werden. Dazu gehört die Rettungsdienst-Infrastruktur ebenso wie die künftige verkehrliche Anbindung der Klinik am Eichert. Es braucht aber ebenso eine gute und verlässliche Versorgung mit niedergelassenen Ärzten. 

Ambulant vor stationär, weil es den Menschen gut tut

Wann immer sinnvoll, möchte ich, dass die Menschen zuhause oder wohnortnah versorgt werden. Die vertraute Umgebung fördert das Gesundwerden. Auch aus diesem Grund ist es so wichtig, dass es genügend Ärzte auch vor Ort in ländlichen Gebieten gibt. Außerdem müssen wir die ambulanten und stationären Angebote besser verzahnen, weil dies medizinisch sinnvoll ist und weil es außerdem unnötige Kosten spart.

Rettungsdienst und Notfallversorgung sind die Lebensretter

Wichtig ist mir, bei der Weiterentwicklung der ambulanten und der stationären Versorgungsstrukturen auch den Rettungsdienst mitzudenken. Die Menschen müssen sich auch in Zukunft darauf verlassen können, dass im Notfall rechtzeitig Hilfe vor Ort ist. Deshalb dürfen in Bezug auf die Hilfsfristen keine Abstriche gemacht werden. Es hat höchste Priorität, die Rettungsdienststrukturen so zu optimieren, dass zu jeder Zeit eine hochwertige Notfallversorgung zuverlässig gewährleistet ist.

Impfen schützt

Mir ist bewusst, dass es inzwischen in Teilen der Bevölkerung eine gewisse Skepsis gegenüber dem Impfen gibt. Hier gilt es vor allem, die Menschen sachlich zu informieren und aufzuklären. Schutzimpfungen helfen nachweislich, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern. Insbesondere müssen wir unsere Anstrengungen verstärken, um das Impfziel von 95 Prozent für die zweite Masernimpfung in Baden-Württemberg zu erreichen und so endlich die Masernerkrankung zu eliminieren. Selbstverständlich ist das Impfen eine persönliche Entscheidung. Aber klar ist auch - das sehen wir auch bei der Grippeschutzimpfung - wer sich impft, schützt sich und andere. Impfen hat uns auch mit Blick auf die Corona-Pandemie viel Normalität und Bewegungsfreiheit zurückgegeben.

Mit guter Rehabilitation auf dem Weg der Besserung

Maßnahmen der Rehabilitation sind nach einer schweren Erkrankung unverzichtbar. Sie tragen dazu bei, dass die erkrankte Person die Auswirkungen der Krankheit überwindet und wieder voll in ihr berufliches und gesellschaftliches Umfeld integriert werden kann. Zugleich dient die Rehabilitation dazu, bei schon vorhandenen chronischen Erkrankungen eine Verstetigung der Symptome zu vermeiden bzw. hinauszuzögern. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der in unserem Gemeinwesen immer deutlichere Spuren hinterlässt, wird insbesondere die geriatrische Rehabilitation immer wichtiger. Deshalb ist mir eine gute Aus- und Fortbildung in den Gesundheitsfachberufen sehr wichtig, die u.a. in vielen Bereichen der Rehabilitation vertreten sind.

Der Pflegebedarf steigt und stellt uns vor weitere Herausforderungen

Das Thema Pflege ist ein politischer Schwerpunkt der Landespolitik und wir müssen jetzt die Weichen stellen, damit wir in Würde alt werden dürfen. Die Familien sind der größte Pflegedienst im Land. Deshalb ist es mir wichtig, familiäre Pflegearbeit besser als bisher zu unterstützen. Die CDU will pflegende Angehörige mit einer ausreichenden Zahl von Kurzzeit- und Tagespflegeplätzen, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen sowie mit einer besseren gesellschaftlichen Anerkennung ihrer Leistung stärken. Die Mehrkosten für solche Verbesserungen können wir jedoch nicht auch noch den Angehörigen pflegebedürftiger Menschen aufbürden.

Pflegebedürftige wollen so lange und so selbstbestimmt wie möglich zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. Ich stehe uneingeschränkt hinter diesem Wunsch. Damit das funktionieren kann, müssen Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, möglichst nah an ihrem Wohnort auch das passende Angebot vorfinden.

Um dem Fachkräftemangel in der Pflege dauerhaft entgegenzuwirken, wollen wir den Beruf der Pflegerin und des Pflegers, insbesondere für junge Menschen, wieder attraktiv machen und ihm eine höhere gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung zuteilwerden lassen. Die Umsetzung der 2017 vom Bund beschlossenen und im Jahr 2020 in Baden-Württemberg in Kraft getretenen Pflegeberufereform ist hierbei ein wichtiger Baustein. Durch sie werden die drei Berufsbilder Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege zu einer generalistischen Ausbildung mit dem Abschluss als Pflegefachfrau / Pflegefachmann zusammengeführt. Der Pflegeberuf insgesamt erfährt damit eine deutliche Aufwertung. Wir müssen von Seiten der Politik alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Umsetzung der Pflegeberufereform zu einem Erfolg zu machen.

Ebenso wichtig ist eine leistungsgerechte Bezahlung durch Einführung eines Flächentarifvertrags für die Pflegeberufe. Im Übrigen geht es um verlässliche Dienstpläne, flexible Arbeitszeitmodelle und wertschätzende Führung.

Sollen mehr junge Menschen in die Pflegeberufe gehen brauchen wir auch lokale Initiativen. Es war mir sehr wichtig, die Geislinger Emil-von-Behring-Schule bei der Einrichtung ihres neuen Profils „Gesundheit und Pflege“ zu unterstützen und ich freue mich sehr, dass dies erstmals an einer beruflichen Schule im Landkreis gelungen ist. Der Schulstandort Geislingen kann nun zu einem echten Leuchtturm im Bereich Gesundheit und Pflege werden.

Großes Potential, die Arbeit der Pflegekräfte spürbar zu erleichtern, sehe ich in der Digitalisierung. So kann der stärkere Einsatz digitaler Anwendungen dazu beitragen, die Pflegedokumentation zu vereinfachen, die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Heimen zu verbessern und das Tourenmanagement effektiver zu gestalten. Die Pflegekräfte würden dadurch mehr Zeit für die Betreuung erhalten.

Digitalisierung im Gesundheitswesen

Die digitale Revolution verändert und verbessert viele Lebensbereiche. Vor allem im Dienst der Gesundheit kann die Digitalisierung mit ihrer innovativen Schubkraft zu einem wahren Segen werden. Schnellere Behandlung, individuellere Leistungen, mehr Qualität bei Diagnostik und Therapie – digitale Technologien haben große Potentiale, unser Gesundheitswesen besser, kostengünstiger und patientenfreundlicher zu machen. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass im deutschen Gesundheitswesen mit dem Einsatz digitaler Technik durch weniger Doppeluntersuchungen, weniger unnötige Krankenhauseinweisungen, weniger vermeidbare Tests und Folgebehandlungen 34 Milliarden Euro jedes Jahr eingespart werden könnten. Das sind wertvolle Ressourcen, die wir an anderer Stelle für die Patientinnen und Patienten gewinnbringend einsetzen könnten.

Unter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wurden zahlreiche innovative Projekte angestoßen wie die elektronische Patientenakte, das elektronische Rezept oder der Ausbau der Telemedizin. Die CDU unterstützt telemedizinische Angebote wie das Modellprojekt „docdirekt“ – auch dies ein Ansatz, um die Versorgungsengpässe im ländlichen Raum zu verbessern. Entscheidend ist für mich: Die Telemedizin soll nicht den direkten Kontakt zum Arzt ersetzen. Ziel muss es immer sein, mit der Telemedizin einen konkreten Mehrwert und Komfortgewinn für den Patienten zu schaffen.

Hospiz- und Palliativversorgung

Medizinische Versorgung umfasst nicht nur das Heilen von Krankheiten, sondern auch das Begleiten beim Sterben. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass sich die Hospiz- und Palliativversorgung in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt hat. Die CDU-Landtagsfraktion hat sich über Jahre dafür eingesetzt, die Hospiz- und Palliativversorgung im Land auszubauen. Mittlerweile gibt es 34 Hospize im Land, die eine sehr gute und nahezu flächendeckende Versorgung mit stationären und hochspezialisierten Plätzen für Menschen am Lebensende sicherstellen. Daher stimme ich mit Experten auf diesem Gebiet überein, zukünftig einen Schwerpunkt der Hospiz- und Palliativarbeit auf die Weiterentwicklung der allgemeinen Palliativversorgung zu Hause, in den Krankenhäusern und in den Pflegeeinrichtungen zu legen.